Demografischer Wandel

Gesellschaftliche Veränderungen
als Grundlage und Notwendigkeit

für ein konstruktives Miteinander der Generationen auch über Verwandtschaftsgrenzen hinaus

Die Unterstützungskraft verwandtschaftlicher Netzwerke im Alltag ist gering geworden

Durch stark veränderte Familienstrukturen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen ist das familiär-verwandtschaftliche Netzwerk sehr klein geworden und oft über weite Distanzen getrennt. Dadurch sind die Kontakt- und gegenseitigen Unterstützungsmöglichkeiten unter den Generationen im Alltag entscheidend geschwächt.

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verlässliche, verwandtschaftsähnliche Beziehungen als Ergänzung

Nahräumliche, alltägliche Unterstützungs- und Entlastungsfunktionen unter den Generationen müssen sich unabhängig von verwandtschaftlichen Beziehungen entwickeln (können).
„Die großfamiliären Netzwerke können wir nicht zurückholen, aber wir können aus den Prinzipien von Familien und Dorfgemeinschaften lernen, um heute den Kreislauf des Gebens und Nehmens zwischen den Generationen wieder zu verstärken. Dazu brauchen wir Orte, an denen sich Menschen aller Generationen, unabhängig von verwandtschaftlichen Beziehungen, ganz selbstverständlich im Alltag begegnen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen.“ (Ursula von der Leyen)

Familien geraten in eine Sandwich-Position und brauchen Entlastung

Einerseits müssen Familien für ihre eigenen Kinder sorgen, mit allen Konsequenzen. Zusätzlich werden sie zunehmend für die Betreuung und Pflege der eigenen Eltern/Verwandten aufkommen müssen, zeitlich und/oder finanziell. Diese Entwicklung ist momentan erst am Beginn einer Dynamik, die in ihrer Dimension kaum absehbar ist und großen sozialen und politischen Sprengstoff bietet, wenn nicht rechtzeitig gute Lösungen entwickelt und erprobt werden. Entlastung schaffen u.a. familienalltagsnahe Klein(st)dienstleistungen (z.B über generationenstark-in-freiburg-entlastungsbörse.de).

Familien brauchen zunehmend zwei Verdiener / Einkommen –
Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Diese Gegebenheit wird sich aus finanzieller Notwendigkeit in Zukunft verstärken. Hinzu kommt die ständige Gefahr des plötzlichen Arbeitsplatzverlustes eines der Verdienenden auch in bisher als sicher geltenden Job-Bereichen, so dass ein „zweites Bein“ im Arbeitsleben unbedingt notwendig ist. Deshalb braucht es -um die berufstätige Eltern zu entlasten- ergänzende, sehr flexible Betreuungsangebote für Kinder und Senioren.

Nicht alle haben Kinder – aber alle haben Eltern!

Unternehmen weisen verstärkt auf die Tatsache hin, dass Familienentlastung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Beschäftigungsförderung in Zukunft vor allem eine Frage vielfältiger, bedarfsorientierter und flexibler Betreuungsmöglichkeiten für die ältere Generation sein wird.
Das bedeutet, den momentan zu einseitigen Weg der Familienentlastung und Beschäftigungsförderung durch Kinderbetreuungsangebote zu weiten durch flexible, bedarfsgerechte und innovative Betreuungsangebote für Senioren, die weit vor einer Pflegebedürftigkeit ansetzen und dadurch (berufstätige) Eltern, deren Kinder und damit alle Mitglieder eines familiär-verwandtschaftlichen Verbundes effektiv entlasten. Dies stellt sich auch aus der Alltagsnotwendigkeit vieler Familien so dar – siehe Sandwich-Position.

Negatives Bild der Generationen übereinander

birgt sozialen Sprengstoff – Gegensteuerung durch Schaffung von positiv erlebbaren Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten.
Innerhalb der inzwischen sehr klein gewordenen Familienverbünde haben die Angehörigen der verschiedenen Generationen nach dem Ergebnis von Langfristuntersuchungen ein gutes Bild voneinander. Außerhalb dieses Verwandtschaftsverbundes wird dieses Bild von den jeweils anderen Generationen zunehmend schlechter. Als Grund dafür nehmen Untersuchungen den mangelnden Kontakt der Generationen im Alltag über Verwandtschaftsgrenzen hinaus an.

Gelingendes Miteinander der Generationen

Kontakt unter den Generationen im Alltag, sich kennen und schätzen/respektieren sind also wesentlich, um einerseits zunehmende soziale Spannungen zu vermeiden und um andererseits die gegenseitigen Unterstützungsfunktionen zwischen den Generationen wieder zu verstärken.

Ein gelingendes Miteinander der Generationen ist also nicht eine moralische Frage, sondern eine pure Notwendigkeit, um den Zusammenhalt der Gesellschaft zu gewährleisten.
Wenn es gelingt, gegenseitiges Verständnis und Respekt für die jeweils andere Sichtweise, Situation und Notwendigkeiten zu erreichen, wenn also die junge Generation die Situation der Älteren versteht, ihre Lebensleistung und Erfahrung schätzt und die Älteren die Sichtweise und Zukunftsnotwendigkeiten der Jüngeren ernst nehmen kann ein Miteinander der Generationen entstehen – das heißt auch, ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass Jung und Alt gemeinsam die notwendigen Verzichte und gravierenden Einschränkungen aufgrund des demographischen Wandels tragen müssen und wollen.

Jung und Alt in einem Boot

Im Bild gesprochen sitzen Jung und Alt gemeinsam im gesellschaftlichen Boot, keine Gruppe kann für sich fahren. Deshalb können nur generationengerecht gestaltete Lösungen tragfähige Lösungen zur konstruktiven Gestaltung des Demographischen Wandels sein.

Quartier als Ort eines konstruktiven Miteinanders

Der Ort, an dem das alles „ins Leben“ gebracht werden kann ist der soziale Nahraum, die Nachbarschaft, das Quartier. Und die höchste Vitalität und Lebensenergie in einer Familie, aber auch in einem Quartier, Stadtteil, einem Gemeinwesen, in einer Gesellschaft ist dort, wo Jung und Alt in gegenseitigem Respekt zusammen leben und den Alltag miteinander in seinen Höhen und Tiefen teilen und gestalten.
Dazu braucht es Rückzugsorte und Begegnungsräume für einzelne Altersgruppen – in den Familien, in öffentlichen Institutionen, im öffentlichen Sozialraum.

 Mehrgenerationenhäuser

sind solche Orte: für Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, nationaler Herkunft und sozialer Schichten. Orte für positiv erlebtes Miteinander der Generationen, wo Zusammenhalt der Generationen über Verwandtschaftsgrenzen hinaus bereits gelebt wird und wächst.

Das Quartier als „Mehrgenerationenhaus“

In diesem Sinn braucht es viele Initiativen und Institutionen in einer Kommune, die sich als Orte verstehen, an denen in diesem Sinn Bewusstseinsbildung geschieht und Begegnung und ein positives Miteinander der Generationen ermöglicht, bewusst gestaltet und gepflegt wird und damit der Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt wird.

„Sorgende Gemeinschaft“

Durch das Bundesprogramm Mehrgenerationenhäuser sind seit 2006 bis heute vielerorts in den 500  Mehrgenerationenhäusern im Bundesgebiet, so auch im Mehrgenerationenhaus EBW in Freiburg, die Grundlagen geschaffen und vielfältige Praxiserfahrungen vorhanden.

Der nächste Schritt ist, die erprobte Praxis verstärkt in die Quartiere und sozialen Lebensräume einer Kommune zu bringen im Sinne einer „Sorgenden Gemeinschaft“.

Die politische Herausforderung:

Die zentrale politische Herausforderung ist es, hierfür heute und in den kommenden Jahren die richtigen Weichen zu stellen:
dann erscheint der demographische Wandel nicht nur als Problem, sondern die Ressourcen und Chancen, die in ihm enthalten sind, können konstruktiv genutzt werden.

Was wir uns von politisch Verantwortlichen/ Entscheidungsträgern wünschen:

  • dass Sie das Thema „Miteinander der Generationen“, auch kulturübergreifend verstanden, bewusst in den Blick nehmen und als eine zentrale Grundlinie / Querschnittsaufgabe für Ihr politisches Handeln sehen – auch in Hinblick auf eine effektive Lebenserleichterung für Familien
  • dass Sie durch Ihr politisches Handeln mit dazu beitragen, dass im politischen Raum Sensibilität und Bewusstsein für das Thema, sowie der Blick für die Ressourcen und Chancen gestärkt wird
  • dass Initiativen und Institutionen motiviert und darin gestärkt werden, ihre vorhandenen Potentiale zu nutzen zur Förderung eines positiven, unterstützenden und bereichernden Miteinanders der Generationen im Alltag
  • dass das Entstehen von generationenübergreifend entlastend wirkenden „Sorgende Gemeinschaften“ in Quartieren und sozialen Nahräumen gefördert wird.